Digital Healthcare - ein neuer Markt entsteht
Die Digitalisierung im Gesundheitswesen eröffnet auch dem Handel neue Chancen. Im Healthcare-Bereich wird allerdings nicht immer der direkte Anwender adressiert, sondern zum Beispiel dessen Angehörige.
Dieser Beitrag wurde erstellt von Folker Lück.
Großtastentelefon: Geräte wie das Tiptel Ergophone 1310 enthalten einen Notfall-Funkempfänger. (Quelle: Tiptel) Der Gesundheitsbereich in Deutschland befindet sich mitten in der Phase der Digitalisierung : Kliniken und Arztpraxen werden derzeit über eine eigene, besonders abgesicherte Telematik-Infrastruktur miteinander vernetzt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will zudem noch in dieser Legislaturperiode eine bundeseinheitliche elektronische Patientenakte verwirklichen, auf die Kliniken, Ärzte und Patienten zugreifen können.
Das ist auch höchste Zeit: Andere EU-Länder, insbesondere in Skandinavien, sind hier Deutschland um Längen voraus. So belegt die Bundesrepublik im alljährlich erscheinenden „Digital Economy and Society Index“ (DESI) der EU-Kommission im Bereich E-Health nur Platz 21 von 28. Auf den ersten Plätzen finden sich Finnland, Estland und Dänemark. Dort tragen die Digitalisierungsmaßnahmen bereits Früchte: Allen genannten Ländern gelingt es, trotz der Digital-Investitionen ihren Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) unter dem deutschen Wert zu halten. Die Patientenversorgung verbessert sich zudem, weil beispielsweise Fehl- und Doppelbehandlungen leichter erkannt und so reduziert werden können.
Arztpraxen und Pflegedienste setzen hierzulande zunehmend auf digitale Technik, die den Arbeitsalltag effizienter macht und damit unterm Strich mehr Betreuungszeit für die Patienten bringt. Denn auch ohne neue Gesetze stehen viele Anbieter unter Kostendruck und kämpfen damit, dass ihnen nicht genug qualifizierte Fachkräfte zur Verfügung stehen. Zumindest in begrenztem Rahmen kann der Einsatz von smarter Technik den Mangel an Arbeitskräften ausgleichen oder wenigstens abmildern.
Doch nicht nur auf professioneller Ebene rückt das Thema Gesundheit stärker in den Mittelpunkt: Auch die Bundesbürger nutzen vermehrt digitale Technik, um ihre Gesundheitswerte im Blick zu behalten oder um im Alter unabhängig zu bleiben. So stieg die Zahl der hierzulande gekauften Activity-Tracker und Smartwatches von rund 650.000 im Jahr 2013 auf rund 1,55 Millionen Geräte im Jahr 2017 an. Das bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass immer mehr Menschen sportlich aktiv sind: Eine von der Krankenkasse BKK24 beauftragte aktuelle Studie der Sporthochschule Köln mit 2900 Befragten kommt vielmehr zu dem Ergebnis, dass immer weniger Sport getrieben wird. So wird das von der Weltgesundheitsorganisation WHO geforderte Bewegungs-Mindestmaß von 150 Minuten mittlerer Anstrengung pro Woche - etwa schnelles Gehen oder Schwimmen - oder 75 Minuten intensive körperliche Aktivität von immer weniger Menschen erreicht: Vor zehn Jahren gaben bei einer gleichen Befragung 60 Prozent an, diese Empfehlungen umzusetzen. Im Jahr 2018 sagten das nur noch 43 Prozent.