Drohnen erobern neue Geschäftsfelder
Unternehmen können in vielen Szenarien von unbemannten Flugsystemen profitieren. com! professional zeigt die spannendsten Einsatzgebiete und wagt einen Ausblick für die Zukunft.
"Wenn Sie vom Hauptbahnhof in München … mit zehn Minuten, ohne dass Sie am Flughafen noch einchecken müssen … dann starten Sie im Grunde genommen am Flughafen … am Hauptbahnhof in München starten Sie Ihren Flug …!"
Quelle:Tractica Mit dieser denkwürdigen Rede warb einst Ministerpräsident Edmund Stoiber für die Münchener Transrapid-Trasse. Das Schwebebahnprojekt ist längst tot und begraben, Stoibers Vision, in zehn Minuten von der Münchener Innenstadt zum Flughafen zu gelangen, könnte jedoch bald Wirklichkeit werden. Flugtaxis sollen es möglich machen. Ungeachtet spöttischer Kommentare hat die CSU im Münchener Stadtrat soeben gefordert, beim Umbau des Hauptbahnhofs doch gleich entsprechende Landeplätze vorzusehen – und die Bahn „kann sich das vorstellen“.
Glaubt man der Studie „The Future of Vertical Mobility“ von Porsche Consulting befördern Flugtaxis bereits 2025 Passagiere in und zwischen Städten. Geschätztes Marktvolumen bis zum Jahr 2035: 32 Milliarden Dollar.
Tatsächlich steht die Personenbeförderung mit Drohnen – unbemannten, autonomen oder ferngesteuerten – kurz vor der Einführung. In Dubai haben mehrere Technologiepartner Testflüge durchgeführt, darunter das deutsche Start-up Volocopter. Dessen mit 18 elektrisch betriebenen Rotoren bestückter Volocopter 2x absolvierte im September 2017 den ersten vollautonomen Flug über der Innenstadt von Dubai – wenn auch noch ohne Passagiere.
Für den Taxieinsatz in Dubai im Gespräch ist auch das ebenfalls mit Elektromotoren ausgestattete Fluggerät EHang 184 des chinesischen Herstellers EHang. Es verfügt über vier Doppelrotoren und soll in der Spitze 130 Stundenkilometer erreichen. Laut der für die Zulassung zuständigen Behörde RTA (Roads and Transport Authority) soll der Regelbetrieb von Flugtaxis in Dubai schon 2020 starten.
Nach Ansicht von Volocopter könnten Lufttaxi-Systeme in Metropolen in zehn Jahren bis zu 100.000 Passagiere pro Stunde transportieren. „Unsere Ambitionen beschränken sich nicht darauf, nur das Fluggerät zu entwickeln“, sagt Florian Reuter, Geschäftsführer der Volocopter GmbH. „Wir arbeiten am ganzen Ökosystem, denn wir wollen urbane Lufttaxidienste auf der ganzen Welt etablieren.“ Zu diesem Konzept gehören sogenannte Volo-Hubs, eine Art Mini-Terminal, und Volo-Ports, die im Wesentlichen den heutigen Heliports entsprechen. Und Volocopter-Mitgründer Alex Zosel verspricht: „Wenn das System voll in Betrieb ist, wird ein Flug (…) nicht viel teurer sein als eine Taxifahrt.“ Porsche Consulting rechnet für München mit 100 Euro pro Flug. Derzeit kostet eine Taxifahrt aus der Münchener City rund 70 Euro.
Wie Volocopter stammt auch der Lilium Jet aus Deutschland. Er sieht eher aus wie ein Kleinflugzeug und ist genau genommen auch keine Drohne, da er nicht autonom oder ferngesteuert fliegt, sondern von einem Piloten bedient wird. Wie Volocopter 2x und EHang 184 kann er aber senkrecht starten und landen, gehört also in die VTOL-Klasse (Vertical Take-off and Landing). Möglich machen dies zwölf Flügelklappen mit je drei Düsentriebwerken. Im Flug sollen sie den Jet auf 300 km/h Reisegeschwindigkeit bringen und auch die anvisierte Reichweite von 300 Kilometern ist für ein Elektroflugzeug beachtlich. Noch ist Lilium allerdings nur ein Prototyp.
Der Luftverkehr mit Passagierdrohnen hat längst auch das Interesse der etablierten Industrie geweckt. Ford forscht an Drohnen, Daimler ist als Investor bei Volocopter eingestiegen, Audi und Airbus unterstützen das EU-Projekt „Urban Air Mobility“ in Ingolstadt, in dem der Einsatz von Flugtaxis getestet werden soll. Der Flugzeugbauer ließ im Januar dieses Jahres zum ersten Mal seine autonom fliegende Personendrohne Vahana steigen. Konkurrent Boeing hat sich mit der Übernahme von Aurora Flight Sciences Drohnen-Know-how eingekauft. Die Firma hatte zusammen mit Taxi-Schreck Uber vergangenes Jahr ein Flugtaxisystem vorgestellt.