Ein Rechenzentrum als Untermieter
Server-Housing verdrängt in vielen Firmen das selbst betriebene Rechenzentrum. Der Trend geht hin zu Co-Locations. Deutsche Strompreise behindern die Entwicklung jedoch.
Klares Motiv: Für 32 Prozent der Unternehmen ist bei Investitionen in Data-Center-Services die Steigerung der Produktivität der Geschäftsbereiche ein wichtiger Treiber. (Quelle: IDC, 2019 (n = 210) ) Das Data-Center ist tot“, erklärte kürzlich der Gartner-Analyst David Cappuccio, meinte damit aber keineswegs das Ende aller Rechenzentren. So sind Cloud -Services keine Alternative zu Rechenzentren, sondern sie werden selbst aus Data-Centern bezogen. Was der Marktforscher damit tatsächlich aussagen wollte, war, dass die selbst betriebenen Rechenzentren langsam aussterben. Bis 2025 sollen laut Gartner 80 Prozent aller Firmen ihre eigenen Rechenzentren abgeschaltet haben. Stattdessen werden die Unternehmen auf Co-Location, Hosting und Cloud-Dienste setzen.
„Die Verantwortlichen für Infrastruktur und Betrieb müssen sich darauf vorbereiten, Work-loads basierend auf den Geschäftsanforderungen zu platzieren, ohne durch den physischen Standort eingeschränkt zu sein“, meint Ross Winser, Senior Research Director bei Gartner. „Von Co-Location bis zur Public Cloud - es gibt viele Alternativen zu lokalen Rechenzentren. Die Führungskräfte müssen herausfinden, ob es wirklich strategische Gründe gibt, um den Bedarf vor Ort aufrechtzuerhalten, insbesondere wenn sie bedenken, dass sich das erhebliche Investitionsvolumen oft erst über viele Jahre amortisiert“, so Winser weiter. Die Vorbereitungen dazu müssten allerdings jetzt beginnen, da der kritische Zeitrahmen dafür zwischen 2021 und 2025 liege.
Antje Tauchmann von der German Datacenter Association empfiehlt, auf den richtigen Mix bei den IT-Infrastrukturen zu achten: „Basis-IT und kritische Daten finden im Co-Location-Rechenzentrum oder in der Private Cloud ihr sicheres Zuhause, während weniger sensible Daten in der Public Cloud gut aufgehoben werden können. Wie die Aufteilung genau aussehen sollte, bedarf dabei einer spezifischen Analyse und Planung.“
Welche Alternative zum eigenen Rechenzentrum gewählt wird, hängt unter anderem davon ab, ob ein Unternehmen bereits über geeignete Hardware verfügt oder nicht. Bei Hosting-Modellen stammt die Hardware vom Betreiber des Data-Centers, bei Co-Location dagegen bringt ein Unternehmen eigene Hardware im Rechenzentrum des Anbieters unter. Man spricht bei Co-Location auch von Server-Housing, doch bekommt man mehr als nur die Räumlichkeiten für die eigenen Server, und zwar die Vorteile des jeweiligen Standorts wie schnelle Glasfaserverbindungen, Gebäudeinfrastrukturen wie Klimatisierung und Einrichtungen für die physische Sicherheit wie eine hochwertige Zutrittskontrolle, Brandschutz und Videoüberwachung.
Je nach Anbieter und gebuchten Co-Location-Services teilt man sich einen Server-Raum mit anderen Kunden, dann sind zum Beispiel die Serverracks speziell gesichert. Oder man erhält einen exklusiven Co-Location-Bereich, bei dem beispielsweise die Sicherheitsmaßnahmen auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnitten werden können.
Roman Bansen Referent IT-Infrastrukturen bei Bitkom www.bitkom.org Foto: Bitkom „Gerade mittelständische Unternehmen haben nicht die Expertise oder Mittel (…) für ein zuverlässiges eigenes Rechenzentrum.“
„Gerade mittelständische Unternehmen haben zum Teil nicht die Expertise oder Mittel, um die passenden räumlichen Anforderungen für ein zuverlässiges, professionelles eigenes Rechenzentrum (RZ) zu erfüllen, besonders in Bezug auf Sicherheit, effiziente und effektive Kühlung sowie auf die Stromversorgungsinfrastruktur“, weiß Roman Bansen, Referent IT-Infrastrukturen beim Digitalverband Bitkom. „Da ist ein Spezialist auf diesem Sektor die passende Lösung. Teils sind auch Kostenüberlegungen ausschlaggebend - ein großer Co-Location-Betreiber hat ein entsprechendes Scale of Business, um die Infrastruktur kostengünstiger einzukaufen.“
Co-Location verringert den Investitionsaufwand für die IT, erklären die Marktforscher von IDC den Trend hin zu Co-Location. Die entsprechenden Angebote auf dem Markt beschränken sich ihnen zufolge nicht mehr auf die Core-Komponenten „Space, Power und Netzwerk“, sondern würden um Plattformen für den Betrieb hybrider Infrastrukturen erweitert. Damit träfen sie auf einen hohen Bedarf seitens der Anwenderunternehmen. 53 Prozent der von IDC befragten Unternehmen nutzen Co-Location-Services oder planen eine Nutzung. Lediglich 37 Prozent gaben an, dass Co-Location derzeit kein Thema für sie sei.